Heute war ein Tag mit vollem Programm und sehr ereignisreich.
Zu 9 Uhr habe ich eine Tour nach Robben Island gebucht, wo u.a. Nelson Mandela als politischer Gefangener inhaftiert war. Auch heute war ich mal wieder zu früh da, so dass ich in aller Ruhe mir die Dokumentationen über die Insel anschauen konnte. Die Geschichte der Insel ist älter die als Gefangeneninsel während der Apartheit in Südafrika. Sehr interessant. So hatte ich schon mal ein Basiswissen für die Tour. Besonders aber haben mir die Schilderungen ehemaliger politischer Gefangener beeindruckt. Es wurden aber auch Interviews mit ehemaligen Wärtern gezeigt, die mich teils schockierten. Die Hinfahrt dauerte ca. eine Stunde, da das Schiff gegen die Strömung kämpfen musste. Die Tour ist voll durchorganisiert, was auch fwohl aufgrund der Massen an Touristen notwendig ist. Als wir auf Robben Island ankamen, wurden wir Bussen zugeteilt. Unser Guide und Busfahrer waren gut drauf. Wir fuhren über diese winzige Insel und lauschten der teils witzigen, teils sehr ernsten Geschichten über diese Insel. An einem Aussichtspunkt mit einer kleinen Bar konnten wir uns die Füße vertreten. Von hier hatten wir einen tollen Blick auf Cape Town und dem Tafelberg. In der Bar kaufte ich mir einen rieseigen Schokokeks. Draußen entdeckte ich dann einige Leopard-Schildkröten, die auf der Insel in Massen zu leben scheinen. Jedenfalls mussten wir während der Bustour immer wieder halten und warten, bis eine dieser Schildkröten die Fahrbahn überquert hatte. Nach 10 Minuten „Auslauf“ sollte die Tour weitergehen. Prompt zeigte sich, wer sich nicht an die Zeitabsprachen hielt. Es waren bei den Stopps immer wieder die selben.
Zum Schluss hielten wir am Hauptgefängnistrack, wo Mandela und andere Gefangenen inhaftiert waren. Dort hatten wir eine sehr emotionale Führung mit einem ehemaligen politischen Gefangenen, der dort selbst über 5 Jahre inhaftiert war. Die polischen Führer der Antiapartheit-Organisationen, wie u.a. Mandela, waren in Einzelzellen mit ein paar Decken und einer Matratze eingesperrt. Als Toilette diente ein Eimer. Es gab eine Heizung, und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es hier echt kalt werden kann. Die meisten Gefangenen waren in Gemeinschaftzellen untergebracht. Diese verfügten zwar über einen separaten Waschraum mit Toiletten, aber in den Zellen waren teils bis zu 40 Gefangene inhaftiert. Mandela verbrachte 18 seiner 27 Jahre Inhaftierung als polistischer Gefangener hier auf Robben Island – unvorstellbar.
Sipopo, unser Guide, schilderte uns sehr eindrücklich seinen „Alttag“ im Gefängnis und über physische und psychische Folter, die er selbst oder Mitgefangene erleiden musste. Mir kommen selbst jetzt beim Schreiben wieder die Tränen. Unbegreiflich, wie Menschen andere Menschen so quälen können. Wir alle waren voller Respekt Sipopo gegenüber, der nach vielen Jahren auf diese Insel zurückkehrte und immer wieder Tag für Tag an diese schreckliche Zeit erinnert wird. Er erzählte, dass er in den ersten Jahren voller Wut war und diese auch deutlich bei den Führungen herausließ. Mit der Zeit hat er seinen Frieden geschlossen, so weit möglich. Ein toller Mensch und seine Arbeit ist so wichtig, damit diese düstere Geschichte der Apartheit sich nicht wiederholt. Mir kommen die Parallen zum Holocaust in den Sinn. Auch wir in Deutschland brauchten und brauchen die Zeitzeugen, die ihre Erlebnisse schildern, damit wir nie wieder solche Zeiten, solche Gräultaten erleben müssen. Leider werden diese Zeitzeugen mit der Zeit immer weniger. Daher ist es unendlich wichtig, dass wir ihre Schilderungen für die nächsten Generationen lebendig halten z.B. in Form von Dokumentationen.
Schwer, jetzt weiter über meinen Tag zu berichten. Wie sich ja schon auf der Inselrundfahrt gezeigt hat, gibt es Menschen, die sich einfach nicht an einen Zeitplan halten können. Unser Boot sollte um 12 Uhr ablegen. In dem kleinen Inselhafen wohl immer nur Schiff anlegen, d.h. wenn wir zu spät abfahren, verspäten sich auch alle folgenden Fähren.
Für mich tickte die Zeit besonders, da ich mich um 13 Uhr mit Nancy (Kanada) vom Ashanti, ihrem Bekannten Marco (Südafrika) und Adeline (USA) aus der WhatsApp-Gruppe des Ashantis zu einer Wanderung auf dem Tafelberg verabredet hatte. Es war schon 12:30 Uhr und es trudelten immer noch Touristen mit einer Seelenruhe ein – unglaublich. Ich war mit Nancy via WhatsApp in Kontakt. Um 12:45 Uhr legte wir dann ab. Gut, dass die Rückfahrt nur 30 Minuten dauerte. Nancy und die anderen haben auf mich gewartet, bis ich ca. 13:45 Uhr am Botanischen Garten Kirstenbosch mit meinem Uber ankam. Kurz noch auf die Toiletten, dann ging es den Skeleton Gorge Trail hinauf auf dem Tafelberg. Der Plan war, bis zur Seilbahnstation zu wandern und dann mit dieser runterzufahren. Tja, was soll ich sagen, die Natur hat immer Überraschungen parat. Aber dazu später.
Der Skeleton Gorge Trail war unbeschreiblich toll. Zunächst ging es durch den Botanischen Garten Kirstenbosch, dann ging es rasch in einen Wald voller Yellowtrees (Breitblättrige Eibe). Trotz des angenehmen Schattens der Bäume, war der Trail anstrengend, denn des ging immer steil hinauf. Teils über schöne schmale Pfade, teils über Natursteintreppen, teils über Holzleitern und durch ein trockenes Bachbett (daher sollte man nach Regenwetter, vorher nachfragen, ob der Weg begehbar ist). Unterwegs kamen uns nur vereinzelte Wanderer entgegen. Als wir den Wald hinter uns ließen, hatten wir einen atemberaubenden Blick auf das Hinterland von Cape Town. Hier oben im Freien wurde es dann trotz der prallen Sonne etwas kühler. Unser Weg führte uns immer weiter hinauf. Schöne Blumenbüsche (Fynbos) säumten unseren steinigen Weg. Endlich erreichten wir MacLear´s Beacon; mit 1.085 Meter der Höchste Punkt des Tafelberges. Wir hatten also ca. 990 Höhenmeter zurückgelegt. Aber dann sahen wir, dass Wolken über den Rand des Tafelberges krochen. Also, konnten wir keine lange Pause einlegen. Der Tafelberg ist echt flach, auf dem große und kleinere Felsbrocken verstreut liegen. Wir folgten gelben Fußspur-Markierungen, in der Hoffnung, dass sie uns zur Seilbahnstation führten. Mittlerweile hatten die Wolken es auf dem Berg geschafft und wir mussten im Nebel wandern. Unser Weg führte uns am Rand des Tafelberges entlang, wo ein teils echt heftiger Wind an uns zerrte. Jetzt ärgerte ich mich erst recht über die Toursiten auf Robben Island, die zu spät zum Boot kamen. Eine Stunde früher, wären wir hier auf dem Berg nicht in diese Suppe geraten. Aber es hilft nichts, wir mussten die Seilbahnstation erreichen. Ich drängte zur Eile, da ich wusste, dass die Station bei schlechten Wetter geschlossen wird. Ich hatte keine Lust, über den Plateklip Gorge Trail vom Tafelberg hinunter zuwandern. Dieser ist extrem steil und führt nur über Natursteintreppen. Prompt hatten wir uns dann auch noch im Nebel verlaufen. Auf dem Weg zurück trafen wir Wanderer, die uns mitteilten, dass, wie ich befürchtet hatte, die Seilbahnstation geschlossen wurde. Also, doch den Plateklip Gorge Trail hinunter. Der Weg ist auch wirklich schön, aber die Naturstufen waren wohl eher für Riesen gemacht. Ich musste mich hin und wieder hinsetzen, um die Stufen hinunter zu kommen. Marco war total k.o., denn es war seine erste Wanderung überhaupt (was ich aber auch erst jetzt erfahren habe). Ich habe es nicht so mit bergab, da dann schnell meine Knie schmerzen und das Wandern schlimmstenfalls echt zur Qual wird. Die beiden Mädels waren flott unterwegs, so das Marco und ich bald den Anschluss verloren. Und langsam machte sich die Sonne auf, unterzugehen. Hier wollte ich nicht unbedingt im Dunkeln hinunter. Gut, dass ich immer meine Stirnlampe dabei habe. Ich ich war echt froh, sie zu haben, da wir die letzte halbe Stunde dann doch noch im Dunkeln wandern musste. Meine erste Nachtwanderung; und ich fand es gar nicht so schlimm. Mit meiner Stirnlampe hatte ich wirklich gute Sicht und kam gut voran. Marco machte seine Handylampe an, kam aber nicht so gut voran. Wir mussten häufiger eine kurze Pause einlegen. Nancy und Adeline warten am Ende des Trails auf uns. Wir waren trotz der Strapazen am Ende der Tour so happy, dass wir die Wanderung geschafft hatten. Eine wirklich unvergessliche Wanderung. Nachdem wir mit einem Uber beim Ashanti angekommen sind, haben wir uns eine Familienpizza bestellt. Dazu gab es ein/zwei große Biere. So eine Tour schweißt zusammen. Wir haben eine eigene WhatsApp Gruppe „Tabel Mountain Adventure“ und haben somit noch Kontakt.
Wollte eigentlich später noch duschen, aber da fiel dann passenderweise der Strom aus. Egal, das kann bis morgen warten. Bin hundemüde.